Wissenschaftliches Update: taVNS ist bei der Behandlung von Depressionen genauso wirksam wie Antidepressiva – mit weniger Nebenwirkungen

Zwei neu veröffentlichte wissenschaftliche Übersichtsartikel liefern überzeugende Belege für die Verwendung der transkutanen aurikulären Vagusnervstimulation (taVNS) als sichere und wirksame Intervention bei Depressionen und Angstzuständen.

Da weltweit weiterhin Hunderte Millionen Menschen an Depressionen leiden, wird der Bedarf an nicht-pharmakologischen, zugänglichen und gut verträglichen Behandlungsmöglichkeiten immer dringlicher. Jüngste klinische Erkenntnisse unterstreichen die Wirksamkeit von taVNS als vielversprechende Neuromodulationstherapie – sie bietet sowohl Vorteile für das zentrale Nervensystem als auch für das autonome Nervensystem, ohne die Nachteile traditioneller Pharmakotherapie oder invasiver Verfahren.


Wichtige Ergebnisse der neuesten Metaanalyse (2023)

Eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse, die im Journal of Affective Disorders (2023) veröffentlicht wurde, fasste Daten aus 12 randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) mit 838 Teilnehmern zusammen. Die Ergebnisse zeigten, dass taVNS:

  • Verbessert die Depressionswerte deutlich, gemessen anhand standardisierter Bewertungsskalen wie der Hamilton Depression Scale (HAMD).

  • Erzielt eine höhere klinische Ansprechrate als Schein-TAVNS-Kontrollen (Placebo).

  • Zeigt in mehreren Studien eine vergleichbare oder bessere Wirksamkeit als Antidepressiva (ATDs).

  • Verursacht weniger Nebenwirkungen als medikamentöse Therapien, insbesondere in Kombination mit ATDs.

Darüber hinaus war die Kombination von taVNS mit Antidepressiva mit einer besseren Verträglichkeit verbunden, was auf ein Potenzial sowohl als eigenständige als auch als ergänzende Intervention hindeutet.


Erkenntnisse aus der Narrative Review 2025

Eine aktuelle Übersichtsarbeit in Military Medicine (2025) unterstützt das therapeutische Potenzial von taVNS bei Stimmungsstörungen. Die Übersichtsarbeit betont den Mechanismus, durch den taVNS den aurikulären Ast des Vagusnervs aktiviert und folgende Auswirkungen hat:

  • Neurotransmittersysteme, einschließlich Noradrenalin und Serotonin.

  • An der Stimmungsregulierung beteiligte Hirnregionen wie der präfrontale Kortex und die Amygdala.

  • Gleichgewicht des autonomen Nervensystems (ANS), Steigerung des parasympathischen Tonus und Verbesserung der Herzfrequenzvariabilität (HRV).

Diese „Neuro-Reset“-Funktion, wie die Autoren beschreiben, positioniert taVNS als praktische, nicht-invasive Alternative zur implantierten Vagusnervstimulation (iVNS) mit weniger Risiken und besserer Zugänglichkeit.


Wer könnte von taVNS profitieren?

Neue klinische Erkenntnisse deuten darauf hin, dass taVNS insbesondere für Patienten mit Depressionen oder Angstsymptomen in den folgenden Bevölkerungsgruppen von Nutzen sein kann:

  • Peripartale oder postpartale Depression

  • Post-Schlaganfall-Depression (PSD)

  • Parkinson-Krankheit mit Angstsymptomen

  • Depressive Symptome bei Epilepsiepatienten

  • Depression im Zusammenhang mit Immunschwächesyndromen

  • Depressive Symptome bei leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI)

Diese vielfältigen Anwendungsfälle unterstreichen, dass taVNS ein potenziell universelles Instrument in der neuropsychiatrischen Versorgung ist, insbesondere dort, wo konventionelle Behandlungen Grenzen aufweisen.


Warum taVNS in Betracht ziehen?

Im Vergleich zu herkömmlichen Therapien wie Antidepressiva, Elektrokrampftherapie (EKT) oder chirurgisch implantierten VNS-Geräten bietet taVNS mehrere wichtige Vorteile:

  • ✅ Nicht-invasiv und nadelfrei

  • ✅ Geringes Risiko von Nebenwirkungen

  • ✅ Für den Heimgebrauch und zum Tragen

  • ✅ Unterstützt durch von Experten geprüfte klinische Beweise

  • ✅ Gute Verträglichkeit für verschiedene Patientengruppen

  • ✅ Niedrige Kosten

Angesichts der steigenden Nachfrage nach integrativen und personalisierten Ansätzen zur psychischen Gesundheit ist taVNS bereit, zu einer Intervention an vorderster Front in der modernen Psychiatrie zu werden.


Abschließende Gedanken

„taVNS könnte in Zukunft eine Erstlinientherapie – und nicht nur eine Ergänzung – in der Depressionsbehandlung werden.“

Mit zunehmender Forschungstätigkeit gewinnt das klinische Potenzial von taVNS bei Forschern, Gesundheitsdienstleistern und Patienten gleichermaßen an Anerkennung. Seine Fähigkeit, Gehirn-Körper-Schaltkreise sicher und effektiv zu modulieren, macht es zu einem Vorreiter in der neurowissenschaftlichen Behandlung psychischer Erkrankungen.

Quellen:

Meta & Bewertungen:
[1] de Oliveira, Helen Michaela, et al. „Transkutane aurikuläre Vagusnervstimulation bei Schlaflosigkeit: Eine systematische Übersicht und Metaanalyse.“ Neuromodulation: Technologie an der neuronalen Schnittstelle (2025).
[2] Guerriero, Giuseppe, et al. „Wirksamkeit der transkutanen Vagusnervstimulation zur Behandlung von Depressionen: Eine systematische Übersicht.“ Journal of Affective Disorders Reports 6 (2021): 100233.
[3] Parente, Joao, et al. „Neuronale, entzündungshemmende und klinische Wirkungen der transaurikulären Vagusnervstimulation bei schweren depressiven Störungen: eine systematische Übersicht.“ International Journal of Neuropsychopharmacology 27.3 (2024): pyad058.
[4] Tan, Chaoren, et al. „Die Wirksamkeit und Sicherheit der transkutanen Stimulation des Vagusnervs am Ohr bei der Behandlung depressiver Störungen: Eine systematische Überprüfung und Metaanalyse randomisierter kontrollierter Studien.“ Journal of affective disorders 337 (2023): 37-49.

Klinische Studien und Fallberichte:
[1] Austelle, Christopher W., et al. „Beschleunigte transkutane aurikuläre Vagusnervstimulation bei Depressionen und Angstzuständen im stationären Bereich: Die offene Pilotstudie zu iWAVE.“ Neuromodulation: Technologie an der neuronalen Schnittstelle (2025).
[2] Deligiannidis, Kristina M., et al. „Wirkung der transkutanen Stimulation des Vagusnervs am Ohr auf schwere depressive Störungen mit peripartalem Beginn: eine multizentrische, offene, kontrollierte klinische Proof-of-Concept-Studie (DELOS-1).“ Journal of Affective Disorders 316 (2022): 34-41.
[3] Garcia, Ronald G., et al. „Die atmungsgesteuerte aurikulär-vagale afferente Nervenstimulation (RAVANS) moduliert die Gehirnreaktion auf Stress bei schweren Depressionen.“ Journal of psychiatric research 142 (2021): 188-197.
[4] Kaczmarczyk, Mateusz, et al. „Einsatz der transkutanen aurikulären Vagusnervstimulation (taVNS) bei der Behandlung von medikamentenresistenter Depression – eine Pilotstudie, Präsentation von fünf klinischen Fällen.“ Psychiatr Pol 55.3 (2021): 555-564.
[5] Liu, Chang, et al. „Transkutane Stimulation des Vagusnervs im Ohr bei Depressionen nach Schlaganfall: eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie.“ Journal of affective disorders 354 (2024): 82-88.
[6] Xu, Zheng Yan Ran, et al. „Wirksamkeit und Sicherheit der transkutanen Stimulation des Vagusnervs im Ohr bei Depressionen bei Patienten mit Epilepsie.“ Epilepsy & Behavior 163 (2025): 110226.
[7] Zhang, Heng, et al. „Transkutane Stimulation des Vagusnervs am Ohr verbessert Angstsymptome und kortikale Aktivität während verbaler Flüssigkeitsaufgaben bei Parkinson-Krankheit mit Angstzuständen.“ Journal of Affective Disorders 361 (2024): 556-563.
[8] Zou, Ningyi, et al. „Transkutane Stimulation des Vagusnervs am Ohr bei Patienten mit erworbenem Immunschwächesyndrom und depressiven Symptomen: eine randomisierte klinische Pilotstudie.“ Brain Stimulation: Basic, Translational, and Clinical Research in Neuromodulation 18.3 (2025): 987-989.

Verwandte Beiträge

When two worlds of human care meet: How ancient ear acupuncture and modern neuroscience amazingly converge

It is a story of different paths leading to the same physiological truth. At first glance, traditional Chinese ear acupuncture and modern transcutaneous auricular vagus...
Beitrag von Dr. XIAOJane
Dec 16 2025

Beyond Alzheimer's: Why we need to talk about Vascular Dementia (VD) and taVNS

While most attention focuses on Alzheimer's Disease (AD), we urgently need to shine a spotlight on Vascular Dementia (VD)—a condition deeply intertwined with our...
Beitrag von Dr. XIAOJane
Dec 11 2025

Understanding heart rate variability in the age of wearables

The Rise of HRV Awareness: What Are We Actually Measuring? With the proliferation of wearable devices like Oura Ring, WHOOP, and Apple Watch, Heart...
Beitrag von Dr. XIAOJane
Dec 03 2025

Feel better, think better: How taVNS and the five pillars support cognitive health

As modern medicine and science extend our lifespans, ensuring that our minds stay sharp and resilient becomes increasingly important. Cognitive decline is a common...
Beitrag von Dr. XIAOJane
Nov 28 2025

Understanding the landscape of vagus nerve stimulation: Why ZenoWell takes a different path

As non-invasive vagus nerve stimulation (nVNS) becomes increasingly recognized for its potential in sleep, stress, pain, fatigue, and autonomic and central nervous regulation, more...
Beitrag von Dr. XIAOJane
Nov 22 2025

🎃 "Mystery Nerve Meets Mystery Holiday"🎃

The mystery of the vagus nerve traces back 4,000 years. Let's unlock this mysterious journey this Halloween. The Ancient Wonder 2000 BC, Celtic Samhain......
Beitrag von Dr. XIAOJane
Oct 29 2025

New taVNS research on period pain: Understanding the science behind relief

Period pain is more than just a monthly inconvenience — it's a reality that affects millions of women worldwide. At ZenoWell, we believe in...
Beitrag von Dr. XIAOJane
Oct 24 2025

How taVNS is revolutionizing postpartum recovery after cesarean delivery

The Hidden Challenge of Postpartum Recovery For mothers who undergo cesarean delivery, the postpartum recovery journey is often more challenging than anticipated. Beyond managing...
Beitrag von Dr. XIAOJane
Oct 13 2025